SPD Ldenscheid

"Tag der Heimat": Bernd Schulte verharmlost Nazis

(vom 23.06.2006 | Zurück)

„Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“ Das singt Herbert Grönemeyer in seinem Lied „Heimat“. Nun darf man in der Presse lesen, dass auch in Lüdenscheid an die Vertriebenen gedacht wurde. Bernd Schulte, MdL der CDU, sagte: „Die Vertreibung von Millionen unschuldiger Menschen (...) lässt sich nicht durch die Verbrechen eines faschistischen Regimes rechtfertigen.“

Zur Erinnerung: Viele dieser Menschen waren es, die 1933 nicht gegen Hitler demonstrierten, die die Reichskristallnacht zuließen, den Kriegsbeginn am 1. September 1939 gegen Polen feierten und blind gegenüber dem Holocaust waren. Nicht das Regime Hitlers alleine war für die Verbrechen verantwortlich, sondern auch die Teile des Volks, die 1933 mündig genug waren, „Nein!“ zu sagen. Alles andere ist eine Verherrlichung der Verbrechen und eine unzureichende Schuldzuweisung. Schuldig war das Volk. Und dafür musste es zu Recht einen Preis zahlen.

Es ist ein Hohn, wenn in Deutschland ein „Zentrum gegen Vertreibungen“ eröffnet wird. Von Leuten, die sich weigern, die eigenen Strukturen zu durchleuchten (vgl. Spiegel 33/06). Der Bund der Vertriebenen hat sich bis heute nicht zu den Mitgliedern geäußert, die nicht nur führend im Verband, sondern auch führend bei den Nazis tätig waren. Dass dann gerade diese Leute ein solches Zentrum errichten wollen, stößt selbst verständlich auf Verärgerung im Ausland, gerade in Polen. Das polnische Volk ist das Volk, das wie kein anderes vertrieben wurde und da haben historisch Deutsche und Russen einen großen Anteil dran gehabt.

Das geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“ ist daher ein großes „Zentrum für Geschichtsrevisionismus“. Die letzten Vertreibungen gegen Deutsche sind fast 60 Jahre vergangen. Wer dorthin zurück will, dem ist es doch frei gestellt. Wer sich dennoch für die neue Heimat hier vor Ort entschieden hat, sollte dabei auch bleiben.

Für ein friedliches Miteinander ist es notwendig, auch einen Schlussstrich zu ziehen und vor allem die eigene Schuld zu bekennen. Es ist scheinheilig, nur einseitig auf die Vergangenheit zu schauen, ohne die eigene Schuld einzugestehen. Religiöse Vertreibungen in deutschen Gebieten gab es schon vorher und diese werden komischer Weise in der Öffentlichkeit nicht geächtet. Womöglich, weil es so lange her ist. Aber dieses ewige Nachkarten gegen Polen, das selbst von den Bolschewisten gen Westen vertrieben worden ist, trägt nicht zur Völkerverständigung und schon gar nicht zum friedlichen Miteinander bei. Jedes Anzeichen von Geschichtsrevisionismus muss ein Ende haben.

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