SPD Ldenscheid

Kostenloser Nahverkehr: Jusos besuchen belgische Stadt Hasselt

(vom 02.07.2008 | Zurück)

In ihrem Programm beschäftigen sich die Jungsozialisten zu einem großen Teil mit dem Öffentlichen Personen Nahverkehr. Es ist nicht allzu lange her, dass Überlegungen zu kostenlosen Busfahrten in Lüdenscheid gemacht wurden. Als Beispiel nahmen sich die Lüdenscheider die belgische Stadt Hasselt, in der ein solches System seit nunmehr elf Jahren existiert. Um sich inspirieren zu lassen, erlebte eine fünfköpfige Delegation der Jusos am vergangen Wochenende das Gefühl, umsonst zu fahren direkt vor Ort, geleitet von der Frage: „Warum machen Sie es umsonst?“ Als Gastgeschenk brachten die Jungsozialisten einen SIKU-MVG-Nachtbus mit. Steve Stevaert, ehemaliger Bürgermeister von Hasselt, war es, der scheinbar von heute auf morgen den kostenlosen Nahverkehr in der 70.000 Einwohner großen Stadt eingeführt hat.

Mit der Intention, die Innenstadt zu einem von weniger Autos geprägten Ort zu machen und Mobilität zu schaffen, hatte der SPA (Die sozialdemokratische Partei in Flandern)-Politiker eine Version, die er umsetzte, obwohl er zunächst nur belächelt wurde. Seine Rechnung ging auf: Die Menge der Fahrgäste steigerte sich um das 13fache von 350.000 auf mittlerweile 4,5 Millionen Nutzer im Jahr. Bis 3 Uhr morgens kann man die Busse nutzen, die Fläche der Stadt wird zu 92% gedeckt, die Abdeckung des Stadtgebiets soll aber noch weiter ausgebaut werden. Zudem wurde genau an dem Tag des Besuchs die Innenstadt autofrei gemacht durch Sperrungen der meisten Straßen. Befahrbar für Autos ist im Zentrum nur noch ein Ring, der um die Stadt herum führt.

Aber wie kann man ein solches Projekt finanzieren? 1,3 Millionen Euro zahlt die Stadt jährlich an das staatliche Busunternehmen; eine Summe, die im gesamten Haushalt gerade 1% ausmacht. Einwohner mussten mehr Steuern zahlen, waren selbstverständlich nicht glücklich darüber, aber sie haben Verständnis gezeigt. „Wenn man den Bürgern für ihr Geld auch etwas gibt, wenn man ihnen eine schöne Stadt mit angenehmer Atmosphäre und Gemeinschaft bietet, dann verstehen sie auch, wo ihr Geld eingesetzt wird.“, erläuterten Bürgermeister Herman Reynders, der zusammen mit einem Vertreter der Hasselter Verkehrsgesellschaft den Jungsozialisten Frage und Antwort stand.

Die Jusos fühlen sich nach dem Gespräch, mehr oder weniger, wie in Utopia. „Es sind nicht nur die kostenlosen Busse, die die Stadt einzigartig machen. Zusätzlich werden kostenlose Fahrräder für jedermann am Rathaus angeboten. Nachbarschaftsgrillabende werden von der Stadt bezuschusst.“, fasst Christin Spangenberg, stellvertretende Vorsitzende der Jungsozialisten, zusammen.

Ob das System auch für Lüdenscheid in Frage käme, bleibt abzuwarten. Der Anstieg der Fahrgäste spricht zwar für sich, aber dennoch fiel starker Autoverkehr in Hasselt auf. „Wer ein Auto hat, benutzt es auch weiterhin“, sagt ein Passant auf der Straße. Eine weitere Passantin bemängelt vor allem, dass die Hasselter Bevölkerung auch außerhalb des Ortes kostenlos auf den Nahverkehr zurückgreifen kann, Touristen und Menschen jedoch, die außerhalb leben, können nur in Hasselt kostenlos fahren.

Klar ist aber auch, dass Hasselt weder Strand, noch Berge oder eine außergewöhnliche Landschaft zu bieten hat und trotzdem ist sie nicht nur eine der beliebtesten Städte der Belgier sondern auch eine Touristenstadt und dazu hat vor allem Steve Stevaerts Vision vom kostenlosen Nahverkehr einen großen Teil beigetragen.

Die Lüdenscheider Jusos plädieren weiterhin für den kostenlosen Nahverkehr in Lüdenscheid. „Die Vorteile liegen auf der Hand“, meint Fabian Ferber, Vorsitzender der Jusos. „Erstens: Dies würde die Innenstadt weiter beleben und mehr Abendgastronomie in die City bringen. Die Stadt wäre lebendiger und attraktiver, gerade für junge Menschen. Zweitens: Es wäre ein großer ökologischer Beitrag. Wir müssen uns überlegen, wo wir Prioritäten setzen. Für uns ist klar: Jeder Euro, der der Belebung der Stadt und gleichzeitig der Umwelt gut tut, ist besser als der Euro, der in den Straßenneubau oder in irgendwelche Plätze investiert wird. Drittens: Lüdenscheid wäre damit deutlich attraktiver für junge Familien. Wir wollen, dass Lüdenscheid Einkommenszuwächse hat. Mit dem kostenlosen Nahverkehr würden wir gerade diejenigen, die sich heute im Lüdenscheider Umland sesshaft machen wollen, direkt nach Lüdenscheid holen. Kurzum: Der kostenlose Nahverkehr brächte ein kräftiges Plus ab Lebensqualität, Wirtschaftskraft und Vitalität nach Lüdenscheid.

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