SPD Ldenscheid

Mehr Berufspraxis gegen Schulabbrecher

(vom 18.06.2009 | Zurück)

Michael Pfeifer, Pädagoge von der TU Dortmund, und Bert Butzke, Hauptschullehrer und Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), standen am Mittwochabend Rede und Antwort im SPD-Parteihaus. Die Sozialdemokraten luden zu einem offenen Diskussionsabend mit dem Thema „Reduzierung der Zahl von Schulabbrechern“. Pfeifer brachte am Anfang in seinem Vortrag die Gründe für den Schulabbruch näher und befasste sich auch weiter mit der Theorie. Butzke brachte als praktizierender Lehrer die Beispiele aus der Praxis. Im Anschluss stand eine lebendige Diskussion mit SPD-Mitgliedern, Lehrern von verschiedenen Schulen und Elternvertretern statt.

Im Märkischen Kreis verließen im letzten Jahr 491 Schülerinnen und Schüler die Hauptschule ohne Abschluss – das entspricht einem Anteil von 6,1 Prozent. In NRW liegt der Schnitt bei 6,7 Prozent, in Deutschland bei 7,1 Prozent.

Pfeifer, bekannt auch durch sein Buch „Bildung auf Finnisch“, stellte Ergebnisse aus den PISA- und IGLU-Studien vor und zeigte vor diesem Hintergrund wichtige Gründe für das Schulabbrechen vor. Die liegen sowohl daheim in der Familie als auch in der Schule und in der gesamgesellschaftlichen Situation. So sei es unter anderem die schlechte Berufsaussicht, die ein Hauptschulabschluss mit sich bringt, demotiviere Schülerinnen und Schüler. Bei Kindern mit Migrationshintergrund sei ebenso noch der Lern- und Lesekompetenzrückstand ein Grund für die mangelhafte Motivation zur Schule zu gehen. Der Rückstand bei der Lesekompetenz liege bei einem Schuljahr gegenüber den anderen Kindern.

Bert Butzke mahnte an, mit „Problemkindern“ projektbezogene Arbeit zu leisten. So sei eine stärkere Integration in wirtschaftliche Abläufe durch mehrere Berufspraktika sinnvoll. Butzke: „Kinder und Jugendliche müssen begreifen, dass das, was sie in der Schule lernen, auch mit ihrer beruflichen Zukunft zu tun hat. Deswegen müssen Kinder immer wieder in die Unternehmen gehen und sich mit der Arbeitswelt tatsächlich und nicht nur theoretisch auseinandersetzen.“ Außerdem sei wichtig, nicht nur Lehrerpersonal vorzuhalten, sondern auch verstärkt Sozialarbeiter in den Schulen einzusetzen.

In eine ähnliche Kerbe schlug Wilfried Roth, Konrektor an der Hauptschule Stadtpark. Dort werde eine Profilbildung ab Klasse 9 praktiziert. „Wir stellten uns zwei Fragen: Wie können wir die Perspektive unserer Schüler für den Arbeitsmarkt verbessern? Wie kann man Schüler besser auf die Zukunft vorbereiten?“, stellte er die Grundfragen dar, die zur Profilbildung führten. Zunächst wurde in der neunten Klasse eine „Technikerklasse“ eingeführt, die auf technische Berufe sensibilisiert werden sollte. Im Vergleich zu den anderen Klassen ohne Klassenprofil haben sich, so Roth, die Schüler der Technikerklasse erfolgreicher für Ausbildungsplätze beworben. Im nächsten Jahr sollen weitere Profilklassen mit anderen Berufsschwerpunkten gebildet werden.

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