SPD Ldenscheid

Leserbrief zur JU-Pressemitteilung vom 10.4. in der WR

(vom 12.04.2004 | Zurück)

Betreff: "JU lehnt die Freigabe von Haschisch ab", am 10.4. erschienen.

Die Jusos Lüdenscheid fordern wie diverse andere Verbände die Legalisierung von Cannabis nicht weil die Jungsozialisten "cool" sein wollen, sondern viel mehr aus dem Grunde, dass die Relation zwischen Suchtgefahr und Drogendealerringe vollkommen ungleichmäßig ist.

Die Junge Union hat Recht, wenn sie sagt, dass wir uns nur dann für eine legale Ausgabe von Drogen aussprechen, wenn ein Attest vorliegt. Wir haben auch geschrieben, dass es ein ärztliches Attest sein solle, doch ist hier dann nicht die Frage, ob es nicht besser auch von einem Psychologen gemacht würde, das weicht vollkommen vom Thema ab.

In und um Lüdenscheid gibt es immer mehr Drogendealer und die Gefahren, die von diesen Leuten ausgehen, sind gefährlicher als Cannabis im Allgemeinen. Eine psychische und physische Abhängigkeit KANN es auch bei Alkohol geben. Doch die Gefahr, von einem Dealer, von dem man finanziell und psychisch abhängig ist, auch zu „härteren“ Drogen gebracht zu werden, ist viel höher als die Gefahr, die eine Legalisierung von Cannabis hätte. Der von der Jungen Union angesprochene unterschiedliche THC-Anteil wäre durch eine Regulierung sowieso kein Thema mehr. Wenn man diesen Anteil auf 10% begrenzen würde, wäre die Gefahr nicht mehr da und man hätte mehr Kontrolle über die Konsumenten. Das Drogen-Problem in Lüdenscheid ist nicht durch die Gras-Konsumenten, sondern viel mehr durch die Drogendealer begründet.

Fakt ist: Es wird hier kriminalisiert, um abzuschrecken. Gras gibt es trotzdem in ganz Lüdenscheid zu kaufen oder man fährt „mal eben“ über die holländische Grenze. Dort liegt im Ãœbrigen die Drogensterblichkeitsrate weit unter der in Deutschland, weil durch das Coffeeshopsystem der Zugang zu „harten“ Drogen deutlich erschwert wird.

Weswegen die Junge Union nun die Legalisierung von Cannabis ablehnt, wie es in der Ãœberschrift des Artikels vom Samstag, 10. April, hervorgeht, wird gar nicht weiter erläutert. Die Auswirkungen von Cannabis können auftreten, müssen sie aber nicht. Genau die gleichen Auswirkungen kann der Konsum von zu viel Schokolade haben. Soll man nun auch Schokolade verbieten?

Ãœbrigens: „Gras“ ist keine lebensgefährliche Droge im Gegensatz zu Tabak. Hier ist die Gefahr, an Krebs zu erkranken, allgemein bekannt und bewiesen. Alkohol kann auch abhängig machen, die Betonung liegt hier auf „kann“. Durch Tabak sterben pro Jahr 110.000 Menschen in Deutschland, durch Alkohol rund 40.000, durch Heroin (illegal) 1670. Tote durch Cannabiskonsum sind nicht in der Statistik erfasst – weil es wohl auch keine gibt. An Heroin kommt man durch Drogendealer. Hier liegt das Problem und nicht an „Gras“.

Wir Jusos wollen eine Legalisierung, weil sie den Dealern den Boden nähme. Außerdem hätten die Behörden eine Sicherheit, dass es „sauberes“ Gras sei und die Herkunft wäre bekannt. Wenn ein Attest beweisen könnte, dass keine Suchtgefahr bestünde, wäre auch kein Problem da.

Um den Konsum dennoch zu reduzieren, kann man steuerlich den Preis für ein Gramm Haschisch/Gras bewusst hoch ansetzen. Dies wäre konsequent.

Konsequent wäre es auch, wenn der selbsternannte CDU-Nachwuchs die Populismus-Brille abnähme und einsähe, dass eine Legalisierung mehr Vorteile denn Nachteile vorweist. Mir ist kein einziger Nachteil bekannt, der für die Allgemeinheit gilt. Wenn man sich länger mit dem Thema befasst und auch mehrere Meinungen betrachtet, wird man zu dem Ergebnis kommen, dass eine Legalisierung die konsequenteste Lösung wäre, um Drogentote zu vermeiden, um den Zugang zu Heroin etc. zu erschweren.

Um es in der Sprache der Jungen Union zu sagen: Eine Legalisierung von Cannabis ist öko (weil nicht synthetisch und auch nicht „gepanscht“, weil eine Behörde das Zeug kontrollieren würde) und sogar logisch (es würde die Drogenkriminalität deutlich verringern etc.). Man rechnet bei einer Legalisierung mit 15 Milliarden Euro, die als Steuern eingenommen werden würden. Dieses Geld würde sich für Prävention und für die Gesundheitskasse bestens eignen.



Fabian Ferber

Vorsitzender Jusos Lüdenscheid

Leifringhauser Str. 51

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